Freitag, 26. Juli 2013

Neuerungen in unserem Kaffeesortiment

Seit längerer Zeit machen wir schon Andeutungen, aber jetzt ist es soweit: Unser Microlot "No 52" hat vorerst das letzte Mal die Rösttrommel von innen gesehen. Damit handelt es sich bei den momentanen Verkaufspäckchen um die letzten ihrer Art. 
Aber keine Bange, wir haben schon jetzt große Pläne, was dannach in unsere mattschwarzen Tüten hereinkommen wird. Zunächst rechnen wir ab Oktober mit der neuen Ernte aus Ecuador, bei der zwei tolle Microlots dabei sein werden. Und auch wenn wir dieses Jahr nicht selbst den Weg nach Brasilien antreten können, auch hier wird es wieder neuen Stoff in Form eines leckeren Microlots geben.
Doch was machen wir bis Oktober? Für die Lösung dieses Problems werden die Loppos neue Wege beschreiten und einen Microlot ins Programm nehmen, den weder wir noch die Quijoten importiert haben. Er wird aus Costa Rica stammen und wir sind schon sehr gespannt, ob er hält, was er verspricht. Nähere Informationen werden bald folgen und wir hoffen, dass wir ihn schon Mitte August auf unserem Fahrrad anbieten können.

Die Saisonalität des Kaffees führt leider auch dazu, dass wir bis Oktober den Ecuadorkaffee von der ACRIM aus dem Angebot nehmen müssen. Die letztjährigen Importe haben leider nicht bis zur Ankunft der neuen Ernte ausgereicht, was dazu führt, dass wir uns nach Alternativen umschauen müssen. Als Ersatz werden wir ab dem 6. August einen Kaffee aus Honduras der Kooperative COMSA rösten. 



Freitag, 19. Juli 2013

Loppo in Ecuador - Teil 3: In Zumba bei der ACRIM

Zu guter Letzt führte uns unsere Reise ganz in den Süden Ecuadors. Hier, in der Grenzregion zu Peru, bauen die Farmer der Kooperative ACRIM ihren Kaffee an. Bei diesem Kaffeeanbaugebiet handelt es sich also um jenes, aus dem die Bohnen unseres Ecuadorkaffees stammen.
Der Zusammenschluss von sieben Kooperativen bildet in dieser Region FAPECAFES, eine Dachorganisation, die sich unter anderem um den Vertrieb kümmert, aber auch Verarbeitungsschritte für die Kooperativen übernimmt. Da die ACRIM zu diesem Verbund gehört, besichtigten wir zunächst das Gelände von FAPECAFES in Catamayo.

Hier werden die geernteten Bohnen, die sich wie im ersten Reisebericht beschrieben, noch die Pergaminohülle besitzen, zunächst geschält. Dann wird der Kaffee entsteint und die Bohnen werden nach Größe sortiert und und in die Jutesäcke verpackt.

Entsteiner
  
Bohnen nach dem Schälvorgang
Die Verpackungsmaschine

Zudem übernimmt FAPECAFES es, die Finanzierung der Kooperativen zu gewährleisten. Die Farmer der Kooperativen sind im Regelfall nicht verpflichtet, ihr Ernte an die Kooperative abzugeben. Brauchen sie schnell Geld, kommt es vor, dass sie an lokale Kaffeeankäufer verkaufen. Diese zahlen zwar nur den Bruchteil dessen, was beispielsweise die ACRIM zahlen würde, aber es gibt sofort Bares. Dadurch entgeht den Kooperativen viel guter Kaffee und die Farmer bekommen nicht das Geld, was sie verdienen könnten. Bei der Lösung des Problems kommen die Importeure, wie zum Beispiel wir und Pingo, ins Spiel. Indem wir die Ernte vorfinanzieren und das Geld schon bei Beginn der Ernte überweisen, hat die Kooperative Geldmittel, den gelieferten Kaffee sofort zu bezahlen. Ein System, das, wenn es funktioniert, eine gute Sicherheit für die Farmer garantiert.

Nachdem wir die Kaffeemühle besichtigt hatten, wollten wir uns nun endlich aufmachen, die Farmer selbst zu besuchen. Allerdings lag zwischen ihnen und uns noch eine 160 km lange Strecke, für die man 6 Stunden Fahrzeit einkalkulieren sollte. Eine beachtliche Zeit bei einer solch kurzen Distanz! Auch die Warnungen einiger Trucker, dass die Strecke nach langanhaltenden Regenfällen kaum passierbar wäre, machte uns nicht zuversichtlicher. Unser Auto war noch nicht einmal normalen Straßen gewachsen und stellte ein wahres Problem dar. Doch nach etwas positiveren Berichten eines Kooperativenmitglieds machten wir uns trotz der Warnungen auf den Weg. Leider wurden unsere Befürchtungen mehr als bestätigt. Durch die Regenfälle und die unbefestigte Straße, bestand die gesamte Strecke praktisch aus Erdrutschen und Schlammkuhlen.

Ein frischer Erdrutsch

Es ist kein besonders beruhigendes Gefühl, mit einem sehr niedrigen Auto an riesigen, abgerutschten Steilwänden entlangzukriechen, wobei man weder wissen möchte, wie stabil die Erdwand neben einem noch wie tief der Abgrund auf der anderen Seite ist. Ihr könnt mir glauben, dies war mit Abstand die schlimmste Autofahrt meines Lebens. Welche Alternativen hätte es gegeben? Flugzeug? Unser ortskundige Rreisebegleiter Roberto berichtete davon, dass es bis vor Jahren noch eine stark genutze Flugverbindung zwischen Loja und dem Ort der ACRIM, Zumba gegeben hätte. Es hätte allerdings nur einen Piloten gegeben, der sich das gewagte Startmanöver zugetraut hätte. Falls der Pilot nicht sofort nach Abheben das Steuer herumgerissen hätte, wäre man sofort an der nächsten Steilwand zerschellt. Leider endete die Karriere des mutigen Piloten an ebensolcher, weshalb diese Huppelpiste nun der einzige Zugang in die entlegende Kaffeeregion darstellte.

Endlich angekommen in Zumba, wurden wir jedoch sogleich mit atemberaubenden Ausblicken und sehr gutem Kaffee versöhnt.

Zumba

Zunächst stellten sich die führenden Mitglieder der Kooperative vor, machten uns Filterkaffee und berichteten uns über ihre Pläne und Probleme.

Bei der Diskussion im Lager der ACRIM

Im Gegensatz zu der AACRI verfügt diese Kooperative über eine gute und weitentwickelte Qualitätskontrolle. So gibt es ein Mitglied, welches die Samples rösten kann und eine geschulte Sensorik hat, um mögliche Defekte beim Cupping erkennen zu können. Es werden zudem Experimente durchgeführt, die untersuchen sollen, wie sich der Kaffeerost biologisch bekämpfen lassen kann. Alles in allem also eine sehr gut und weit entwickelte Kooperative, die sehr gute Kaffees hervorbringen kann.
Nachdem wir also all dies erfahren hatten, machten wir uns ans Cupping der Kaffees. Wie sollte der Blend schmecken, den wir dieses Jahr importieren wollen? Schnell wurde klar, dass die Typicabohnen komplexere Kaffees lieferten, die mehr Säure und Fruchtnoten enthielten. Caturra hingegen lieferte eher dunkle Schokonoten und erdigere Töne, welche sich in einem Blend allerdings gut ergänzen könnten. Unsere Cuppinganmerkungen waren hilfreich, der Kooperative unsere ungefähren Vorstellungen zu vermitteln.

Cupping  

Zu guter Letzt besichtigten wir noch einige Farmen, die nicht allzuweit von Zumba entfernt lagen. Hinten auf dem Pickup ging es auf Feldwegen vorbei an wunderschönen Aussichten, die einen bis nach Peru blicken ließen.

Hinten auf der Ladefläche
Im Hintergrund: Peru

Kaffeefeld
Diese Kaffeekirschen kaben einen schönen Ausblick
Trockenbett

Trotz der abenteuerlichen Anfahrt war der Besuch bei der ACRIM also ein voller Erfolg, konnte ich nun endlich sehen, wo genau unser Ecuadorkaffee herkommt und welche Wege er nach Kiel zurücklegen muss.
Ecuador hat mir also den Kaffee noch ein Stück näher bringen können, haben wir doch eine Vielzahl von Farmen und Farmern besuchen können. Obwohl Ecuador ein eher exotisches Land ist, was den Kaffeeanbau angeht, bietet es facettenreiche Kaffees mit großem Potential. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Kooperativen weiterentwickeln werden und sind uns sicher, dass der Kaffee von Jahr zu Jahr noch besser werden wird.
Zusätzlich kann ich euch Ecuador als Reiseland nur wärmstens empfehlen. Es ist schier unbegreiflich, wie ein Land so viele Landschaften in sich vereinen kann!


Kaffeesetzlinge



Sonntag, 7. Juli 2013

Loppo in Ecuador - Teil 2: Im Amazonastiefland bei Jatari

Nachdem wir das Valle Intag der AACRI hinter uns gelassen hatten, ging die Fahrt durch den Nebelwald in das nahe gelegene Cotacachi, Stadt des Leders und der amerikanischen Rentner. Hier hatten die Verantwortlichen der AACRI noch ein letzten Stopp für uns eingeplant: Bei einer großen Feier im Café der Kooperative sollten Luzia von der Kaffeemanufaktur Machhörndl und ich Kaffee ausschenken, während die mitgereisten Basler von Haenowitz & Page Einblicke in die Kunst des Röstens geben sollten. Pingo wurde derweilen von der lokalen Presse in Beschlag genommen und fand genug Möglichkeiten, den Minenkonflikt anzusprechen. 
Das Kaffeeequipment und die Milch waren recht fragwürdiger Natur, aber es war ein skurriles Erlebnis mitten in einer Andenstadt 300 Kaffees in 2 Stunden auszuschenken, während das 30 köpfige Blasorchester der Stadt aufspielt und die Polizei mit ihren Autoscheinwerfern für Licht sorgt...

Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf, um die Anden hinter uns zu lassen und in das dichte Grün des Amazonastieflands einzutauchen. Unsere Mission hieß nun: Robusta finden! Hier mag der Loppo-Kenner vielleicht aufschrecken und sich fragen: "Robusta? Seit wann denn das?" Und ganz Unrecht hat er dabei nicht, denn wir haben nicht vor, Robusta zu verwenden. Obwohl die Qualität der Bohnen in der von uns besuchten Kooperative sehr hoch einzuschätzen ist, passt diese Art von Kaffee nicht in unser Espressoverständnis. Nichtdestotrotz ist Kaffee immer noch Geschmackssache und auch die Robustamischungen haben sehr viele Liebhaber. Zudem war es für mich sehr interessant zu sehen, welche anderen Anbauformen von Kaffee es noch gibt. Während Arabica je nach Region zwischen 500 m und 2000 m anzufinden ist, kann Robusta sogar auf Meeresniveau angebaut werden. Die Pflanzen haben nicht nur ein anderes Aussehen, sondern sind viel pflegeleichter als die Verwandte Arabicapflanze. Außerdem, was würde man nicht alles tun, um den Rio Napo und den Dschungel von nahem zu sehen? ;-)

Die Fahrt wurde uns im ersten Teil schon durch atemberaubende Ausblicke auf die Vulkanlandschaft versüßt.

Schneebedeckter Vulkan bei Otavalo

Doch die sich vor einem ausbreitende Tiefebene des Amazonasbeckens verschlug einem gar den Atem.

Ab in den Dschungel!

Der Weg führte uns nach Tena, der Hauptstadt der Provinz Napo, die mit ihren 20 000 Einwohner bis jetzt noch recht unberührt von der Erdölindustrie mitten im Grün liegt. Hier trafen wir uns zunächst mit einer Mitarbeiterin von der GIZ, der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, die in der Region unter anderem Robustakooperativen unterstützt. Hier erfuhren wir, wie es um die beiden um Tena herum ansässigen Kooperativen Rukullakta und Jatari bestellt war. Die Zusammenarbeit mit der intensiv von der GIZ geförderten Robustakooperative Rukullakta hatte sich über die Jahre als immer enttäuschender erwiesen. Trotz Unterstützung machten sich das fehlende Vertrauen in die Europäer und das Ränkespiel der Erdölkonzerne in der Gemeinschaft stark bemerkbar. Die vereinbarten Mengen an Rohkaffee wurden nicht eingehalten und wichtige Personen der Gemeinschaft ließen sich von den Erdölkonzernen kaufen. Leider wieder ein Beispiel dafür, zu welchen Entwicklungen die intensive Rohstofferschließung in diesem Land führen kann.
Erfreuliche Neuigkeiten gab es allerdings von der durch Pingo betreuten Kooperative Jatari. Obwohl diese bisher wenig Unterstützung von der GIZ erhalten hatten, zeigten sie Fortschritte im Anbau der Robustapflanzen. Hier wurde das Engargement sichtbar, das bei der anderen Gemeinschaft fehlte.

Wir machten uns also zu Jatari auf, die um die Gemeinde Ahuano und auf der angrenzenden Flussinsel Isla Anaconda Robusta anbaut. 

Das klassische Einbaum-Taxi

Obwohl es mittlerweile auch eine Straße nach Ahuano gibt, ist der einfachste Weg noch immer der Einbaum. Exotischer kann eine Kaffeereise wirklich nicht werden! Wir übernachteten im Dschungel und machten uns am nächsten Tag ins Dorf auf, wo wir versuchten, Kaffeebauern zu finden, da wir uns nicht angemeldet hatten.



Im Dorf erfuhren wir, dass der Präsident der Kooperative noch in der Stadt sei und später zurückkommen würde. Wir fanden aber eine Farmerin, die bereit war, uns ihre Felder zu zeigen. Dafür setzten wir wieder mit dem Einbaum-Taxi auf die Isla Anaconda über und sie zeigte uns den Weg zu ihrem kleinen Kaffeefeld.

Rosaria auf dem Weg zu ihrem Kaffeefeld

Robusta

Auch bei dieser Kooperative bauen die Mitglieder oft neben Kaffee noch allerlei andere Feldfrüchte an. Rosaria verfügte über wenige Hundert Pflanzen, wobei es hier durchaus üblich ist, dass Frauen selbständig ihre Felder bewirtschaften. 
Die Pflanzen auf ihrem Feld sahen sehr gesund aus und trugen bereits viele reife Kirschen. Im Gegensatz zum Arabicakaffee haben diese Pflanzen größere Blätter und die Kirschen wachsen dicht gedrängt als Traube am Ast. Die besondere Qualität dieses Robustakaffees ist zum einen, dass wirklich nur die reifen Kirschen geerntet und verarbeitet werden. Zudem waschen die Farmer den Kaffee, wie im letzten Blogeintag beschrieben, und bereiten ihn nicht, wie sonst üblich, als Natural auf.
Durch das Gespräch mit der GIZ konnten wir Rosaria versprechen, dass bald mehr Ausrüstung für die Kaffeeverarbeitung bereit gestellt werden würde.
Zurück im Dorf trafen wir endlich auf Juan Andi, den Präsidenten der Kooperative. Auch er ist nur nebenberuflich Kaffeefarmer, wobei sein Hauptberuf Lehrer in der nächst gelegenen Stadt ist. Wir wurden zu weiteren Felder geführt und konnten einige weitere Farmer kennenlernen. 



Zwei weitere Farmerinnen

Zu guter Letzt wurde mündlich ein Kaufvertrag über den Kaffee abgeschlossen. Wir erfuhren auch, warum es im letzten Jahr nicht möglich war, die vereinbarten Mengen an Rohkaffee zu liefern: Durch einen Überfall auf das Kaffeelager der Kooperative waren größere Mengen an Kaffee verloren gegangen. An diesem Vorfall wurde deutlich, dass es dieser Gemeinschaft noch an essenziell wichtiger Ausrüstung fehlt. Die vorhandenen Lager können nicht abgeschlossen werden und auch an Verarbeitungsmöglichkeiten fehlt es. Hier wäre es auf jeden Fall möglich, mit wenigen Mitteln viel Arbeitserleichterung zu schaffen.

Unser Besuch neigte sich dem Ende zu, wobei wir durch unser überraschendes Auftauchen den traditionellen Feierlichkeiten zum Vertragsabschluss entgehen konnten. "Entgehen", fragt man sich vielleicht? Pingos Erzählungen der letzten Treffen schlossen fragwürdige Details ein, die das traditionelle Getränk, das Chicha betrafen. Dieses alkoholische Grundnahrungsmittel wird hergestellt, indem beispielsweise gekochtes Maniok gekaut wird. Anschließend wird die gekaute Masse in den Topf zurückgegeben und mit Wasser vermengt. Dann wird es einige Tage fermentiert. Es stellt dabei das wichtigste Nahrungsmittel dar und wir eben auch bei feierlichen Zeremonien gereicht. Wir hatten Glück, diesem doch etwas exotischen Getränk zu entgehen, das uns für unsere empfindlichen europäischen Seelen doch etwas zu viel Speichel zu enthalten schien!

So verließen wir das Gebiet des Rio Napos schweren Herzens, aber meinerseits mit vielen neuen Erkenntnissen, was den Robustakaffee angeht. Immer deutlicher wurde zudem, dass es sich bei den bis jetzt besuchten Kooperativen um sehr kleinbäuerliche Strukturen handelt. Umso wichtiger ist es, solchen Zusammenschlüssen mit Beratung und Weiterbildung zur Seite zu stehen und einen verlässlichen Partner darzustellen. Der hier betriebene Kaffeeanbau stellt sicherlich eine viel bessere und umweltverträglichere Alternative zu den Erdölexplorationen dar, die im gesamten Amazonastieflands ihr Unwesen treiben. 

Blattschneiderameisen

Dienstag, 2. Juli 2013

Loppo in Ecuador - Teil 1: AACRI


Seit fast einer Woche bin ich nun von meiner Reise nach Ecuador zurück und konnte bis jetzt noch keine verdeckt lauernden Tropenkrankheiten an mir entdecken. Nachdem ich den Jetlag dank des peitschenden Kieler Regens schnell überwinden konnte, versuche ich nun, euch so gut wie möglich an meinen Erlebnissen in diesem atemberaubenden Land teilhaben zu lassen.
Ziel meiner Reise war es, mit vier anderen unerschrockenen Kaffeemenschen das Land zu bereisen und verschiedene Kaffeekooperativen zu besuchen. Mit Pingo als Reiseleiter war einer dabei, der dieses Land schon des Öfteren bereist hatte und dementsprechend Erfahrungen mit Land, Leuten und Kaffee hatte. Unsere Reiseroute richtete sich demnach nach den 3 Kooperativen, von denen Quijote Kaffee aus Hamburg schon seit längerer Zeit Rohbohnen bezieht.
Die AACRI in Apuela im Valle Intag machte den Anfang. Von dort begaben wir uns ins Amazonastiefland nach Tena, um dort die Robustakooperative Jatari in Ahuano zu besuchen. Zuletzt war unser Ziel die ACRIM-Koperative, von der auch der unsrige Ecuadorkaffee stammt. Sie bauen ihren Kaffee in Zumba, im Süden Ecuadors, an.

Um das Ganze übersichtlicher zu gestalten, wird sich dieser erste Teil lediglich mit der AACRI befassen.

AACRI


Schon die Anfahrt nach Apuela gestaltete sich abenteuerlich, da uns bereits jetzt klar wurde, dass der von uns gemietete schrottreife KIA nicht für eine derartige Straßensituation gebaut wurde. Doch trotz der zahlreichen Schlaglöcher und Furten war es die Landschaft, die einen in den Bann zog. Nebelwald ist hier das Stichwort und dieser besticht in diesem Teil Ecuadors mit einer grandiosen Artenvielfalt, die uns Flachlandbewohner nur vor Neid erblassen lässt.


Doch gerade dieses weitgehend intakte Ökosystem, in das die Farmer nur behutsam eingreifen, um verschiedenste Feldfrüchte anzubauen, macht dieses Tal und damit die Kooperative so besonders. 
Denn dieses abgelegene Kaffeeanbaugebiet ist seit den 90er Jahre Schauplatz eines Konfliktes, der die Region und den Zusammenhalt der Menschen nachhaltig geändert hat. In den Bergen schlummert eine der größten Mengen noch nicht abgebauten Kupfers der Welt. Dies rief internationale Konzerne auf den Plan. Jahrelang drangen Unbefugte in die geschützten Wälder ein, Schürfrechte wurden versteigert und die Rechte der Einwohner und der Umwelt damit massiv missachtet. Bis heute wehrten sich die Einwohner des Tales gegen 20 vergebene Konzessionen und waren immer wieder Übergriffen auf Land und Leben ausgesetzt. Mitte der 00er Jahre gingen die Konzerne so weit, das starke soziale Gefüge des Tals schwächen zu wollen und unternahmen Versuche, führende Minengegner zu kaufen oder sie durch Drohungen zu beeinflussen. Trauriger Höhepunkt war Ende 2006, als sich der Konzern Ascendant Copper durch den Regierungswechsel hin zum linken Präsidenten Correa zum schnellen Handeln berufen sah. Bewaffnete Paramilitärs gingen gegen die Bewohner vor, während die Polizei nicht eingriff. Es gelang den Bewohnern des Intag-Tals, die Bewaffneten zurückzudrängen und in die Dorfkirche Junis einzusperren. Nach dieser massiven Eskalation sah sich die Politik endlich genötigt, einzugreifen und am 6. Dezember 2006 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der vorsah, dass Ascendant Copper keine weiteren Bergbauaktivitäten durchführen durfte.
Meine Reise fiel in die Zeit erneuten Aufflammens der Konflikte. Staatliche Unternehmen haben begonnen, Explorationsarbeiten voranzutreiben. Wie dieser neue Vorstoß ausgehen wird, ist unsicher, da nun erstmals staatliche Firmen den Abbau vorantreiben wollen. Ein Vorgehen dagegen wird ungleich schwerer werden.



Diese Vorgeschichte ist es, die die Kaffeebauern im Intag prägt. Die Gründung der AACRI bezweckte zuallererst, eine alternative und umweltverträglichere Zukunft für das Intag-Tal aufzuzeigen: den Kaffeeanbau. Damit ist die AACRI ein direktes Ergebnis des Minenkonfliktes und vereint die Gegner der Umweltzerstörung in sich. Die AACRI stellt einen wichtigen sozialen Aspekt im Tal dar und leistet zudem Aufklärungsarbeit, wo sie nur kann. Alle 200 Farmer der Kooperative bauen biologisch an und verzichten auf Monokulturen. Der Zusammenhalt der Kooperative scheint so sehr viel stärker und idealistischer, als es bei einem reinen Verkaufszusammenschluss gewesen wäre.

Die Zentrale der Kooperative

In den drei Tagen, die wir in Apuela verbrachten, wurden wir von den führenden Kooperationsfarmern empfangen. In den folgenden Tagen besuchten wir 13 Kaffeefarmen und besichtigten Produktionsstätten der Kooperative.

Bei den Besuchen der Farmer lag das Augenmerk besonders auf der Botanik der Pflanzen und dem Zustand der Kaffeefelder. So wurden uns Gringos beispielsweise die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kaffeevarietäten näher gebracht. Typica wächst beispielsweise eher hoch, bleibt dabei aber biegsam, was das Ernten erleichtert. Caturra ist im Gegensatz dazu eher buschig, neigt aber eher zu Krankheiten. 

Hinten Typica, vorne Caturra

Gerade die Krankheiten der Kaffeepflanzen waren leider häufig ein Thema, da besonders der Kaffeerost, bei dem es sich um einen Pilzbefall handelt, in den letzten Jahren viele Ernten vernichtet hat. 


Daher beschäftigen sich die Farmer gezwungenermaßen intensiv mit den optimalen Anbaubedingungen der Pflanzen. Wie viel sollte man düngen? Wie viele Schattenbäume sind gut? Welche Mittel bekämpfen aktiv den Krankheitsbefall, sind dabei aber noch biologisch? Welche Anbauhöhen sind für welche Varietät optimal?
Die Organisation in der Kooperative hilft dabei, diese Probleme gezielt zu untersuchen und bietet den Mitgliedern Unterstützung an. Seit einiger Zeit hat die AACRI eine eigene Pflanzenschule, in der sie Setzlinge züchtet. Angeschlossen ist eine Düngemittelfabrik, die ausschließlich biologischen Dünger produziert. 

In diesen Röhrchen werden die Setzlinge gezogen

Mikroorganismen für den Dünger

Welche Mineralien braucht die Pflanze?

Diese eigenen kleinen Fabriken bieten nicht nur Arbeitsplätze für die Gemeinde sondern machen es auch möglich, dass die Mitglieder die Setzlinge und den Düngern zu Selbstkostenpreisen erhalten können.

Einen weiteren Einblick bekamen wir in die Ernte und Aufbereitung des Kaffees. Oft verfügten die von uns besuchten Farmer nur über wenige Hektar (meist nicht mehr als 2 ha) Anbauflächen. Das Gelände ist oft unwegsam und der Boden matschig. Besonders umgestürzte Bananenstauden waren für mich des öfteren unvermutete Rutschbahnen...


Aus diesem Grund gehörte die Machete und die Gummistiefel bei allen Farmern zur Grundausstattung. Da viele Farmen keinen direkten Zugang zu einer Straße haben, ist es hier üblich, dass Maultiere die geernteten reifen Kirschen vom Feld transportieren. Diese können bis zu 2 Säcke, also 150 kg auf ihrem Rücken tragen. Manchmal muss aber leider auch der Farmer dran glauben ;-)


Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit wird der Kaffee hier "washed" aufbereitet Das heißt, dass zunächst das Fruchtfleisch entfernt wird.

Ein Despulpadora zum Entfernen des Fruchtfleisches

Dann werden die Bohnen in einen Bottich gegeben und es kommt zu einem Fermentierungsprozess, der einige Stunden dauert. Hierbei wird die Schleimhülle um die Bohne entfernt.

Zwei von der Schleimhülle umgebene Bohnen, im Hintergrund das Fruchtfleisch
Ist die Fermentation schon abgeschlossen?

Dann wird der Kaffee gewaschen und auf dem Trockenbett ausgebreitet.

waschen...
trocknen...

Wenn er eine ungefähre Restfeuchte von nicht mehr als 12 % hat, wird er in Säcke gepackt und zur Kooperative gebracht. Dort wird die Qualität begutachtet und zuletzt das Pergamino entfernt, welches die Rohbohne, so wie wir sie kennen, noch umschließt.

Rohbohne mit Pergamino
Die Pergaminos werden entfernt

Diese Aufbereitungsmethode benötigt viel Wasser, macht es aber möglich, trotz hoher Luftfeuchtigkeit guten Kaffee produzieren zu können. Sind alle Schritte korrekt erfolgt, ergibt sich ein sehr sauberer und klarer Kaffee, der allerdings weniger Süße als ein "natural" aufbereiteter Kaffee besitzt.

Da die AACRI ihren Kaffee zwischen 800 m und ca. 1800 m anbaut, ist die Erntezeit in diesem Tal sehr unterschiedlich. Aus diesem Grunde dauert die Ernte dieses Jahr wohl noch bis Mitte September. Daher müssen wir noch ein wenig Geduld haben, bis der Kaffee aus dieser Region in Deutschland ankommen wird. Wir werden auf jeden Fall versuchen, dieses Jahr einen Microlot von dieser Kooperative zu beziehen.

Lecker Kaffeekirschen!