Freitag, 19. Juli 2013

Loppo in Ecuador - Teil 3: In Zumba bei der ACRIM

Zu guter Letzt führte uns unsere Reise ganz in den Süden Ecuadors. Hier, in der Grenzregion zu Peru, bauen die Farmer der Kooperative ACRIM ihren Kaffee an. Bei diesem Kaffeeanbaugebiet handelt es sich also um jenes, aus dem die Bohnen unseres Ecuadorkaffees stammen.
Der Zusammenschluss von sieben Kooperativen bildet in dieser Region FAPECAFES, eine Dachorganisation, die sich unter anderem um den Vertrieb kümmert, aber auch Verarbeitungsschritte für die Kooperativen übernimmt. Da die ACRIM zu diesem Verbund gehört, besichtigten wir zunächst das Gelände von FAPECAFES in Catamayo.

Hier werden die geernteten Bohnen, die sich wie im ersten Reisebericht beschrieben, noch die Pergaminohülle besitzen, zunächst geschält. Dann wird der Kaffee entsteint und die Bohnen werden nach Größe sortiert und und in die Jutesäcke verpackt.

Entsteiner
  
Bohnen nach dem Schälvorgang
Die Verpackungsmaschine

Zudem übernimmt FAPECAFES es, die Finanzierung der Kooperativen zu gewährleisten. Die Farmer der Kooperativen sind im Regelfall nicht verpflichtet, ihr Ernte an die Kooperative abzugeben. Brauchen sie schnell Geld, kommt es vor, dass sie an lokale Kaffeeankäufer verkaufen. Diese zahlen zwar nur den Bruchteil dessen, was beispielsweise die ACRIM zahlen würde, aber es gibt sofort Bares. Dadurch entgeht den Kooperativen viel guter Kaffee und die Farmer bekommen nicht das Geld, was sie verdienen könnten. Bei der Lösung des Problems kommen die Importeure, wie zum Beispiel wir und Pingo, ins Spiel. Indem wir die Ernte vorfinanzieren und das Geld schon bei Beginn der Ernte überweisen, hat die Kooperative Geldmittel, den gelieferten Kaffee sofort zu bezahlen. Ein System, das, wenn es funktioniert, eine gute Sicherheit für die Farmer garantiert.

Nachdem wir die Kaffeemühle besichtigt hatten, wollten wir uns nun endlich aufmachen, die Farmer selbst zu besuchen. Allerdings lag zwischen ihnen und uns noch eine 160 km lange Strecke, für die man 6 Stunden Fahrzeit einkalkulieren sollte. Eine beachtliche Zeit bei einer solch kurzen Distanz! Auch die Warnungen einiger Trucker, dass die Strecke nach langanhaltenden Regenfällen kaum passierbar wäre, machte uns nicht zuversichtlicher. Unser Auto war noch nicht einmal normalen Straßen gewachsen und stellte ein wahres Problem dar. Doch nach etwas positiveren Berichten eines Kooperativenmitglieds machten wir uns trotz der Warnungen auf den Weg. Leider wurden unsere Befürchtungen mehr als bestätigt. Durch die Regenfälle und die unbefestigte Straße, bestand die gesamte Strecke praktisch aus Erdrutschen und Schlammkuhlen.

Ein frischer Erdrutsch

Es ist kein besonders beruhigendes Gefühl, mit einem sehr niedrigen Auto an riesigen, abgerutschten Steilwänden entlangzukriechen, wobei man weder wissen möchte, wie stabil die Erdwand neben einem noch wie tief der Abgrund auf der anderen Seite ist. Ihr könnt mir glauben, dies war mit Abstand die schlimmste Autofahrt meines Lebens. Welche Alternativen hätte es gegeben? Flugzeug? Unser ortskundige Rreisebegleiter Roberto berichtete davon, dass es bis vor Jahren noch eine stark genutze Flugverbindung zwischen Loja und dem Ort der ACRIM, Zumba gegeben hätte. Es hätte allerdings nur einen Piloten gegeben, der sich das gewagte Startmanöver zugetraut hätte. Falls der Pilot nicht sofort nach Abheben das Steuer herumgerissen hätte, wäre man sofort an der nächsten Steilwand zerschellt. Leider endete die Karriere des mutigen Piloten an ebensolcher, weshalb diese Huppelpiste nun der einzige Zugang in die entlegende Kaffeeregion darstellte.

Endlich angekommen in Zumba, wurden wir jedoch sogleich mit atemberaubenden Ausblicken und sehr gutem Kaffee versöhnt.

Zumba

Zunächst stellten sich die führenden Mitglieder der Kooperative vor, machten uns Filterkaffee und berichteten uns über ihre Pläne und Probleme.

Bei der Diskussion im Lager der ACRIM

Im Gegensatz zu der AACRI verfügt diese Kooperative über eine gute und weitentwickelte Qualitätskontrolle. So gibt es ein Mitglied, welches die Samples rösten kann und eine geschulte Sensorik hat, um mögliche Defekte beim Cupping erkennen zu können. Es werden zudem Experimente durchgeführt, die untersuchen sollen, wie sich der Kaffeerost biologisch bekämpfen lassen kann. Alles in allem also eine sehr gut und weit entwickelte Kooperative, die sehr gute Kaffees hervorbringen kann.
Nachdem wir also all dies erfahren hatten, machten wir uns ans Cupping der Kaffees. Wie sollte der Blend schmecken, den wir dieses Jahr importieren wollen? Schnell wurde klar, dass die Typicabohnen komplexere Kaffees lieferten, die mehr Säure und Fruchtnoten enthielten. Caturra hingegen lieferte eher dunkle Schokonoten und erdigere Töne, welche sich in einem Blend allerdings gut ergänzen könnten. Unsere Cuppinganmerkungen waren hilfreich, der Kooperative unsere ungefähren Vorstellungen zu vermitteln.

Cupping  

Zu guter Letzt besichtigten wir noch einige Farmen, die nicht allzuweit von Zumba entfernt lagen. Hinten auf dem Pickup ging es auf Feldwegen vorbei an wunderschönen Aussichten, die einen bis nach Peru blicken ließen.

Hinten auf der Ladefläche
Im Hintergrund: Peru

Kaffeefeld
Diese Kaffeekirschen kaben einen schönen Ausblick
Trockenbett

Trotz der abenteuerlichen Anfahrt war der Besuch bei der ACRIM also ein voller Erfolg, konnte ich nun endlich sehen, wo genau unser Ecuadorkaffee herkommt und welche Wege er nach Kiel zurücklegen muss.
Ecuador hat mir also den Kaffee noch ein Stück näher bringen können, haben wir doch eine Vielzahl von Farmen und Farmern besuchen können. Obwohl Ecuador ein eher exotisches Land ist, was den Kaffeeanbau angeht, bietet es facettenreiche Kaffees mit großem Potential. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Kooperativen weiterentwickeln werden und sind uns sicher, dass der Kaffee von Jahr zu Jahr noch besser werden wird.
Zusätzlich kann ich euch Ecuador als Reiseland nur wärmstens empfehlen. Es ist schier unbegreiflich, wie ein Land so viele Landschaften in sich vereinen kann!


Kaffeesetzlinge



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