Samstag, 12. Oktober 2013
Donnerstag, 12. September 2013
Das neue Filterkaffeefahrrad
Bis jetzt nur kurz angekündigt, wollen wir nun unser neues Projekt, das Filterkaffeefahrrad, etwas genauer vorstellen.
Das alte Fahrrad in neuem Glanz |
Schon seit langem wollten wir auch endlich unseren geliebten Filterkaffee aufs Fahrrad bringen. Was schon zu Hause längst zum Frühstückskaffee avanciert ist, sollte nun endlich auch mobil möglich werden.
Doch Filterkaffee? Hört sich das zunächst nicht sehr verlockend an? Der Filterkaffee, der bei uns aus den Handfiltern portionsweise aufgebrüht wird, hat zunächst wenig mit der oft eingesetzten Pumpkanne oder der stundenlang auf der Warmhalteplatte gestorbenen Brühe zu tun. Momentan verwenden wir V60 Porzellanfilter von Hario, wobei es sich hierbei um eine Weiterentwicklung des bekannten Melittafilters handelt. Wir mahlen jede Portion einzeln und passen auf, dass das Verhältnis von Kaffee, dessen Mahlgrad und dem Wasser möglichst optimal getroffen wird. Natürlich spielt auch die Temperatur des Wassers eine entscheidende Rolle, weshalb wir auf einen Boiler setzen, der uns die perfekte Temperatur liefern kann. Und los kann es gehen! Filterkaffee ist nichts für die schnelle Koffeindosis, der gesamte Vorgang dauert ca. 3 Minuten und erfordert so etwas Geduld. (Unser "Rezept" kann auch hier nocheinmal nachgelesen werden!)
Die Brewbar |
Doch was macht unseren Filterkaffee aus?
Achtet man auf alle Parameter, entsteht ein Getränk, welches nuancenreicher nicht sein kann. Anders als beim Espresso, der den Geschmack des Kaffees konzentriert und somit wie eine Explosion im Mund ist, ist der Filterkaffee sachter, behutsamer. Die einzelnen Geschmacksnuancen sowie Süße, Säure und Mundgefühl sind auf mehr Flüssigkeit verteilt und erreichen die Sinne so nicht alle auf einmal. Es fällt leichter, die einzelnen komplexen Komponenten des Kaffees zu erschmecken. Deshalb sind wir so begeistert von dieser Art des Filterkaffees! Er bietet Kaffee in seiner reinsten Form.
Es ist nicht überraschend, dass wir so davon überzeugt sind, dass man ihn in seiner puren Form genießen sollte. Ohne Zucker und ohne Milch! Nur so bleibt es möglich, den Kaffee kennenzulernen.
Geplant ist es, das Filterkaffeefahrrad jeden Mittwoch auf dem Exer zum Einsatz zu bringen. Wir arbeiten momentan daran, Filterkaffee auch an festen Terminen auf dem Blücherplatz anbieten zu können. Hier werden wir bis dahin noch über Twitter Bescheid geben, wann das Fahrrad zum Einsatz kommen wird.
Wir hoffen, wir konnten euch mit dieser kleinen Vorstellung neugierig machen!
Filter ausspülen |
Kaffee aufbrühen |
Hier im Filter: Äthiopien Taramesa |
Bald ist es soweit... |
Voilà! |
Montag, 9. September 2013
Dienstag, 20. August 2013
Morgen wird gefiltert!
Bis zuletzt wurde geschraubt, deshalb hier unsere etwas
kurzfristige Ankündigung:
Morgen, am 21. August, wird auf dem Exerzierplatz erstmals
unser neues Filterkaffeefahrrad zum Einsatz kommen. Ihr könnt euch also auf
leckeren, handgefilterten Kaffee freuen!
Im Filter: Äthiopien Taramesa
Montag, 19. August 2013
Neuer Microlot: Yellow Honey aus Costa Rica
Endlich ist es soweit: Der lang angekündigte Microlot aus Costa Rica kommt morgen endlich in die Tüte. Dieser Kaffee stammt aus der Anbauregion Tarrazu, genauer von der Maticas de dota Micromill. Die Typica und Bourbon-Bohnen wurde auf 1700-1950 m angebaut und als "Yellow Honey" aufbereitet. Das heißt, dass nach der Ernte nicht das komplette Fruchtfleisch entfernt wurde und die Bohnen mit den anhaftenden Pulperesten getrocknet wurden. Hier entsteht die charakteristische gelbe Farbe der unverarbeiteten Bohnen, die dann nur noch von den Pergaminos getrennt werden müssen. Diese Aufbereitungsmethode macht es möglich, die Süße des Fruchtfleisches in den Kaffee zu bekommen und gleichzeitig eine saubere Tasse zu erhalten.
Bei unserer Verkostung haben wir uns folgende Notizen gemacht:
Körper: mittel
Säure: fein, Weinsäure
Süße: ausgeprägt, Honigsüße
Geschmack: Mandel, Türkischer Honig und Weintraube
Alles in allem also ein sehr interessanter und komplexer Kaffee, der durch unsere Röstung sowohl als heller Espresso als auch als Filterkaffee getrunken werden kann.
Wir haben 2 Sack dieses Kaffees gekauft, wobei diese hoffentlich bis zum Eintreffen der ecuadorianischen Microlots ausreichen werden.
Die Bohnen wurde von Trabocca importiert, welche sehr transparent und korrekt arbeiten und viele Röstereien unseres Vertrauens beliefern. Diese Einkaufsart wird auch in Zukunft keinesfalls unser bevorzugte Weg sein. Allerdings gibt er uns jetzt die Möglichkeit, ungewöhnliche Kaffees zu probieren, an die wir durch direkte Kontakte nicht herankommen würden.
Sonntag, 4. August 2013
Loppo fragt, Loppo antwortet, Frage 7
Ist tagesfrisch gerösteter Kaffee am besten und wie bewahre ich die Bohnen am besten auf?
Es klingt zunächst einmal nach einem simplen Tipp, immer frisch gerösteten Kaffee zu verwenden. Doch so einfach, wie es scheint, ist die Angelegenheit leider nicht.
Je frischer, je besser? Das stimmt bei Kaffee ausnahmsweise nicht! Schuld daran ist das im Röstprozess entstehende CO2, welches sich kurz nach dem Rösten gehäuft in den Bohnen wiederfindet. Während der folgenden Tage "gast" der Kaffee aus und das CO2 entweicht aus den Bohnen. Aus diesem Grunde ist das Ventil, dass sich in unseren Kaffeeverpackungen befindet, Gold wert. Denn wäre es nicht vorhanden, könnte das freigesetzte Gas nicht aus der Tüte heraus; es könnte schlimmstenfalls knallen.
Brasilien Bob-O-Link |
Doch wie sehen die Auswirkugen auf den Kaffeegenuss aus?
Wieder einmal wird klar, dass Kaffee ein sehr komplexes Produkt ist. Er ist einem Reifeprozess unterworfen, an dessen Höhepunkt auch der Höhepunkt des Geschmacks anzufinden ist. Und das gebundene CO2 nimmt gewaltigen Einfluss auf den Geschmack des Kaffees. Unseren Erfahrungen nach schmeckt der Kaffee wenige Tage nach der Röstung flach und säuerlich. Der Nachgeschmack ist bitter und bei der Extraktion eines Espressos bilden sich in der Tasse kleine Bläschen. Diese Effekte verschwinden bei unseren Röstungen in der Regel nach ungefähr 7 Tage. Je nach Röstgrad und Kaffee kann es allerdings zu gewaltigen Schwankungen kommen. Empfehlungen kann da nur der Röster selbst geben.
Ist der Kaffee aber einmal ausgegast, ist nur noch sehr wenig CO2 in den Bohnen vorhanden. Der Kaffee ist damit trinkreif. Alle Geschmacksnuancen haben sich ausgebildet und auch die Süße des Kaffees ist nun viel ausgeprägter. Das von uns aufgestempelte Röstdatum kann also wichtige Hinweise liefern, ob der gekaufte Kaffee bereits den geschmacklichen Höhepunkt erreicht hat.
Das Röstdatum ist sehr wichtig |
Was passiert nach dem Erreichen dieses Höhepunktes?
Sauerstoff kann nun mit den Bohnen reagieren und die Oxidationsprozesse fangen an, den Bohnen zu schaden. Wenn die Tüte noch verschlossen ist, verlangsamt sich dieser Prozess zwar merklich, kann aber nicht aufgehalten werden. Der Sauerstoff kann beispielsweise das enthaltene Kaffeefett oxidieren, welches dann ranzig wird. Flüchtige Aromen im Kaffee verschwinden und das Geschmacksprofil flacht ab. Unsere Verzehrempfehlung lautet aus diesem Grunde auch, dass der Kaffee innerhalb von 2 Monaten nach Röstdatum verbraucht werden sollte. Das hat nichts damit zu tun, dass der Kaffee dannach "schlecht" wäre, doch geschmacklich hat er bis dahin schon einiges eingebüst. Mahlt man den Kaffee, läuft der Prozess der Oxidation durch die vergrößerte Oberfläche nur umso schneller ab. Deshalb verkaufen wir ungern vorgemahlen Kaffee und raten immer zu einer eigenen Mühle.
Wie bewahrt man die leckeren Böhnchen also am besten auf?
Unsere Empfehlung lautet: trocken, kühl, dunkel, fern von Fremdgerüchen und so kurz wie möglich! Unsere Kaffeetüten reichen daher eigentlich aus, da sie wiederverschließbar sind. Generell sollte man Kaffee nicht im Kühlschrank oder gar im Gefrierfach lagern! Fremdgerüche und die hohe Feuchtigkeit sind die natürlichen Feinde des Kaffees und ständige Temperaturschwankungen tun ihr Übriges.
Also, unser Tipp: Verwendet immer trinkreifen Kaffee und trinkt viel Kaffee, damit die Lagerzeit nicht zu lang wird!
Brasilien Bob-O-Link |
Freitag, 26. Juli 2013
Neuerungen in unserem Kaffeesortiment
Seit längerer Zeit machen wir schon Andeutungen, aber jetzt ist es soweit: Unser Microlot "No 52" hat vorerst das letzte Mal die Rösttrommel von innen gesehen. Damit handelt es sich bei den momentanen Verkaufspäckchen um die letzten ihrer Art.
Aber keine Bange, wir haben schon jetzt große Pläne, was dannach in unsere mattschwarzen Tüten hereinkommen wird. Zunächst rechnen wir ab Oktober mit der neuen Ernte aus Ecuador, bei der zwei tolle Microlots dabei sein werden. Und auch wenn wir dieses Jahr nicht selbst den Weg nach Brasilien antreten können, auch hier wird es wieder neuen Stoff in Form eines leckeren Microlots geben.
Doch was machen wir bis Oktober? Für die Lösung dieses Problems werden die Loppos neue Wege beschreiten und einen Microlot ins Programm nehmen, den weder wir noch die Quijoten importiert haben. Er wird aus Costa Rica stammen und wir sind schon sehr gespannt, ob er hält, was er verspricht. Nähere Informationen werden bald folgen und wir hoffen, dass wir ihn schon Mitte August auf unserem Fahrrad anbieten können.
Die Saisonalität des Kaffees führt leider auch dazu, dass wir bis Oktober den Ecuadorkaffee von der ACRIM aus dem Angebot nehmen müssen. Die letztjährigen Importe haben leider nicht bis zur Ankunft der neuen Ernte ausgereicht, was dazu führt, dass wir uns nach Alternativen umschauen müssen. Als Ersatz werden wir ab dem 6. August einen Kaffee aus Honduras der Kooperative COMSA rösten.
Freitag, 19. Juli 2013
Loppo in Ecuador - Teil 3: In Zumba bei der ACRIM
Zu guter Letzt führte uns unsere Reise ganz in den Süden Ecuadors. Hier, in der Grenzregion zu Peru, bauen die Farmer der Kooperative ACRIM ihren Kaffee an. Bei diesem Kaffeeanbaugebiet handelt es sich also um jenes, aus dem die Bohnen unseres Ecuadorkaffees stammen.
Der Zusammenschluss von sieben Kooperativen bildet in dieser Region FAPECAFES, eine Dachorganisation, die sich unter anderem um den Vertrieb kümmert, aber auch Verarbeitungsschritte für die Kooperativen übernimmt. Da die ACRIM zu diesem Verbund gehört, besichtigten wir zunächst das Gelände von FAPECAFES in Catamayo.
Hier werden die geernteten Bohnen, die sich wie im ersten Reisebericht beschrieben, noch die Pergaminohülle besitzen, zunächst geschält. Dann wird der Kaffee entsteint und die Bohnen werden nach Größe sortiert und und in die Jutesäcke verpackt.
Zudem übernimmt FAPECAFES es, die Finanzierung der Kooperativen zu gewährleisten. Die Farmer der Kooperativen sind im Regelfall nicht verpflichtet, ihr Ernte an die Kooperative abzugeben. Brauchen sie schnell Geld, kommt es vor, dass sie an lokale Kaffeeankäufer verkaufen. Diese zahlen zwar nur den Bruchteil dessen, was beispielsweise die ACRIM zahlen würde, aber es gibt sofort Bares. Dadurch entgeht den Kooperativen viel guter Kaffee und die Farmer bekommen nicht das Geld, was sie verdienen könnten. Bei der Lösung des Problems kommen die Importeure, wie zum Beispiel wir und Pingo, ins Spiel. Indem wir die Ernte vorfinanzieren und das Geld schon bei Beginn der Ernte überweisen, hat die Kooperative Geldmittel, den gelieferten Kaffee sofort zu bezahlen. Ein System, das, wenn es funktioniert, eine gute Sicherheit für die Farmer garantiert.
Nachdem wir die Kaffeemühle besichtigt hatten, wollten wir uns nun endlich aufmachen, die Farmer selbst zu besuchen. Allerdings lag zwischen ihnen und uns noch eine 160 km lange Strecke, für die man 6 Stunden Fahrzeit einkalkulieren sollte. Eine beachtliche Zeit bei einer solch kurzen Distanz! Auch die Warnungen einiger Trucker, dass die Strecke nach langanhaltenden Regenfällen kaum passierbar wäre, machte uns nicht zuversichtlicher. Unser Auto war noch nicht einmal normalen Straßen gewachsen und stellte ein wahres Problem dar. Doch nach etwas positiveren Berichten eines Kooperativenmitglieds machten wir uns trotz der Warnungen auf den Weg. Leider wurden unsere Befürchtungen mehr als bestätigt. Durch die Regenfälle und die unbefestigte Straße, bestand die gesamte Strecke praktisch aus Erdrutschen und Schlammkuhlen.
Es ist kein besonders beruhigendes Gefühl, mit einem sehr niedrigen Auto an riesigen, abgerutschten Steilwänden entlangzukriechen, wobei man weder wissen möchte, wie stabil die Erdwand neben einem noch wie tief der Abgrund auf der anderen Seite ist. Ihr könnt mir glauben, dies war mit Abstand die schlimmste Autofahrt meines Lebens. Welche Alternativen hätte es gegeben? Flugzeug? Unser ortskundige Rreisebegleiter Roberto berichtete davon, dass es bis vor Jahren noch eine stark genutze Flugverbindung zwischen Loja und dem Ort der ACRIM, Zumba gegeben hätte. Es hätte allerdings nur einen Piloten gegeben, der sich das gewagte Startmanöver zugetraut hätte. Falls der Pilot nicht sofort nach Abheben das Steuer herumgerissen hätte, wäre man sofort an der nächsten Steilwand zerschellt. Leider endete die Karriere des mutigen Piloten an ebensolcher, weshalb diese Huppelpiste nun der einzige Zugang in die entlegende Kaffeeregion darstellte.
Endlich angekommen in Zumba, wurden wir jedoch sogleich mit atemberaubenden Ausblicken und sehr gutem Kaffee versöhnt.
Zunächst stellten sich die führenden Mitglieder der Kooperative vor, machten uns Filterkaffee und berichteten uns über ihre Pläne und Probleme.
Im Gegensatz zu der AACRI verfügt diese Kooperative über eine gute und weitentwickelte Qualitätskontrolle. So gibt es ein Mitglied, welches die Samples rösten kann und eine geschulte Sensorik hat, um mögliche Defekte beim Cupping erkennen zu können. Es werden zudem Experimente durchgeführt, die untersuchen sollen, wie sich der Kaffeerost biologisch bekämpfen lassen kann. Alles in allem also eine sehr gut und weit entwickelte Kooperative, die sehr gute Kaffees hervorbringen kann.
Nachdem wir also all dies erfahren hatten, machten wir uns ans Cupping der Kaffees. Wie sollte der Blend schmecken, den wir dieses Jahr importieren wollen? Schnell wurde klar, dass die Typicabohnen komplexere Kaffees lieferten, die mehr Säure und Fruchtnoten enthielten. Caturra hingegen lieferte eher dunkle Schokonoten und erdigere Töne, welche sich in einem Blend allerdings gut ergänzen könnten. Unsere Cuppinganmerkungen waren hilfreich, der Kooperative unsere ungefähren Vorstellungen zu vermitteln.
Zu guter Letzt besichtigten wir noch einige Farmen, die nicht allzuweit von Zumba entfernt lagen. Hinten auf dem Pickup ging es auf Feldwegen vorbei an wunderschönen Aussichten, die einen bis nach Peru blicken ließen.
Trotz der abenteuerlichen Anfahrt war der Besuch bei der ACRIM also ein voller Erfolg, konnte ich nun endlich sehen, wo genau unser Ecuadorkaffee herkommt und welche Wege er nach Kiel zurücklegen muss.
Ecuador hat mir also den Kaffee noch ein Stück näher bringen können, haben wir doch eine Vielzahl von Farmen und Farmern besuchen können. Obwohl Ecuador ein eher exotisches Land ist, was den Kaffeeanbau angeht, bietet es facettenreiche Kaffees mit großem Potential. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Kooperativen weiterentwickeln werden und sind uns sicher, dass der Kaffee von Jahr zu Jahr noch besser werden wird.
Zusätzlich kann ich euch Ecuador als Reiseland nur wärmstens empfehlen. Es ist schier unbegreiflich, wie ein Land so viele Landschaften in sich vereinen kann!
Der Zusammenschluss von sieben Kooperativen bildet in dieser Region FAPECAFES, eine Dachorganisation, die sich unter anderem um den Vertrieb kümmert, aber auch Verarbeitungsschritte für die Kooperativen übernimmt. Da die ACRIM zu diesem Verbund gehört, besichtigten wir zunächst das Gelände von FAPECAFES in Catamayo.
Hier werden die geernteten Bohnen, die sich wie im ersten Reisebericht beschrieben, noch die Pergaminohülle besitzen, zunächst geschält. Dann wird der Kaffee entsteint und die Bohnen werden nach Größe sortiert und und in die Jutesäcke verpackt.
Entsteiner |
Bohnen nach dem Schälvorgang |
Die Verpackungsmaschine |
Zudem übernimmt FAPECAFES es, die Finanzierung der Kooperativen zu gewährleisten. Die Farmer der Kooperativen sind im Regelfall nicht verpflichtet, ihr Ernte an die Kooperative abzugeben. Brauchen sie schnell Geld, kommt es vor, dass sie an lokale Kaffeeankäufer verkaufen. Diese zahlen zwar nur den Bruchteil dessen, was beispielsweise die ACRIM zahlen würde, aber es gibt sofort Bares. Dadurch entgeht den Kooperativen viel guter Kaffee und die Farmer bekommen nicht das Geld, was sie verdienen könnten. Bei der Lösung des Problems kommen die Importeure, wie zum Beispiel wir und Pingo, ins Spiel. Indem wir die Ernte vorfinanzieren und das Geld schon bei Beginn der Ernte überweisen, hat die Kooperative Geldmittel, den gelieferten Kaffee sofort zu bezahlen. Ein System, das, wenn es funktioniert, eine gute Sicherheit für die Farmer garantiert.
Nachdem wir die Kaffeemühle besichtigt hatten, wollten wir uns nun endlich aufmachen, die Farmer selbst zu besuchen. Allerdings lag zwischen ihnen und uns noch eine 160 km lange Strecke, für die man 6 Stunden Fahrzeit einkalkulieren sollte. Eine beachtliche Zeit bei einer solch kurzen Distanz! Auch die Warnungen einiger Trucker, dass die Strecke nach langanhaltenden Regenfällen kaum passierbar wäre, machte uns nicht zuversichtlicher. Unser Auto war noch nicht einmal normalen Straßen gewachsen und stellte ein wahres Problem dar. Doch nach etwas positiveren Berichten eines Kooperativenmitglieds machten wir uns trotz der Warnungen auf den Weg. Leider wurden unsere Befürchtungen mehr als bestätigt. Durch die Regenfälle und die unbefestigte Straße, bestand die gesamte Strecke praktisch aus Erdrutschen und Schlammkuhlen.
Ein frischer Erdrutsch |
Es ist kein besonders beruhigendes Gefühl, mit einem sehr niedrigen Auto an riesigen, abgerutschten Steilwänden entlangzukriechen, wobei man weder wissen möchte, wie stabil die Erdwand neben einem noch wie tief der Abgrund auf der anderen Seite ist. Ihr könnt mir glauben, dies war mit Abstand die schlimmste Autofahrt meines Lebens. Welche Alternativen hätte es gegeben? Flugzeug? Unser ortskundige Rreisebegleiter Roberto berichtete davon, dass es bis vor Jahren noch eine stark genutze Flugverbindung zwischen Loja und dem Ort der ACRIM, Zumba gegeben hätte. Es hätte allerdings nur einen Piloten gegeben, der sich das gewagte Startmanöver zugetraut hätte. Falls der Pilot nicht sofort nach Abheben das Steuer herumgerissen hätte, wäre man sofort an der nächsten Steilwand zerschellt. Leider endete die Karriere des mutigen Piloten an ebensolcher, weshalb diese Huppelpiste nun der einzige Zugang in die entlegende Kaffeeregion darstellte.
Endlich angekommen in Zumba, wurden wir jedoch sogleich mit atemberaubenden Ausblicken und sehr gutem Kaffee versöhnt.
Zumba |
Zunächst stellten sich die führenden Mitglieder der Kooperative vor, machten uns Filterkaffee und berichteten uns über ihre Pläne und Probleme.
Bei der Diskussion im Lager der ACRIM |
Im Gegensatz zu der AACRI verfügt diese Kooperative über eine gute und weitentwickelte Qualitätskontrolle. So gibt es ein Mitglied, welches die Samples rösten kann und eine geschulte Sensorik hat, um mögliche Defekte beim Cupping erkennen zu können. Es werden zudem Experimente durchgeführt, die untersuchen sollen, wie sich der Kaffeerost biologisch bekämpfen lassen kann. Alles in allem also eine sehr gut und weit entwickelte Kooperative, die sehr gute Kaffees hervorbringen kann.
Nachdem wir also all dies erfahren hatten, machten wir uns ans Cupping der Kaffees. Wie sollte der Blend schmecken, den wir dieses Jahr importieren wollen? Schnell wurde klar, dass die Typicabohnen komplexere Kaffees lieferten, die mehr Säure und Fruchtnoten enthielten. Caturra hingegen lieferte eher dunkle Schokonoten und erdigere Töne, welche sich in einem Blend allerdings gut ergänzen könnten. Unsere Cuppinganmerkungen waren hilfreich, der Kooperative unsere ungefähren Vorstellungen zu vermitteln.
Cupping |
Zu guter Letzt besichtigten wir noch einige Farmen, die nicht allzuweit von Zumba entfernt lagen. Hinten auf dem Pickup ging es auf Feldwegen vorbei an wunderschönen Aussichten, die einen bis nach Peru blicken ließen.
Hinten auf der Ladefläche |
Im Hintergrund: Peru |
Kaffeefeld |
Diese Kaffeekirschen kaben einen schönen Ausblick |
Trockenbett |
Trotz der abenteuerlichen Anfahrt war der Besuch bei der ACRIM also ein voller Erfolg, konnte ich nun endlich sehen, wo genau unser Ecuadorkaffee herkommt und welche Wege er nach Kiel zurücklegen muss.
Ecuador hat mir also den Kaffee noch ein Stück näher bringen können, haben wir doch eine Vielzahl von Farmen und Farmern besuchen können. Obwohl Ecuador ein eher exotisches Land ist, was den Kaffeeanbau angeht, bietet es facettenreiche Kaffees mit großem Potential. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Kooperativen weiterentwickeln werden und sind uns sicher, dass der Kaffee von Jahr zu Jahr noch besser werden wird.
Zusätzlich kann ich euch Ecuador als Reiseland nur wärmstens empfehlen. Es ist schier unbegreiflich, wie ein Land so viele Landschaften in sich vereinen kann!
Kaffeesetzlinge |
Sonntag, 7. Juli 2013
Loppo in Ecuador - Teil 2: Im Amazonastiefland bei Jatari
Nachdem wir das Valle Intag der AACRI hinter uns gelassen hatten, ging die Fahrt durch den Nebelwald in das nahe gelegene Cotacachi, Stadt des Leders und der amerikanischen Rentner. Hier hatten die Verantwortlichen der AACRI noch ein letzten Stopp für uns eingeplant: Bei einer großen Feier im Café der Kooperative sollten Luzia von der Kaffeemanufaktur Machhörndl und ich Kaffee ausschenken, während die mitgereisten Basler von Haenowitz & Page Einblicke in die Kunst des Röstens geben sollten. Pingo wurde derweilen von der lokalen Presse in Beschlag genommen und fand genug Möglichkeiten, den Minenkonflikt anzusprechen.
Das Kaffeeequipment und die Milch waren recht fragwürdiger Natur, aber es war ein skurriles Erlebnis mitten in einer Andenstadt 300 Kaffees in 2 Stunden auszuschenken, während das 30 köpfige Blasorchester der Stadt aufspielt und die Polizei mit ihren Autoscheinwerfern für Licht sorgt...
Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf, um die Anden hinter uns zu lassen und in das dichte Grün des Amazonastieflands einzutauchen. Unsere Mission hieß nun: Robusta finden! Hier mag der Loppo-Kenner vielleicht aufschrecken und sich fragen: "Robusta? Seit wann denn das?" Und ganz Unrecht hat er dabei nicht, denn wir haben nicht vor, Robusta zu verwenden. Obwohl die Qualität der Bohnen in der von uns besuchten Kooperative sehr hoch einzuschätzen ist, passt diese Art von Kaffee nicht in unser Espressoverständnis. Nichtdestotrotz ist Kaffee immer noch Geschmackssache und auch die Robustamischungen haben sehr viele Liebhaber. Zudem war es für mich sehr interessant zu sehen, welche anderen Anbauformen von Kaffee es noch gibt. Während Arabica je nach Region zwischen 500 m und 2000 m anzufinden ist, kann Robusta sogar auf Meeresniveau angebaut werden. Die Pflanzen haben nicht nur ein anderes Aussehen, sondern sind viel pflegeleichter als die Verwandte Arabicapflanze. Außerdem, was würde man nicht alles tun, um den Rio Napo und den Dschungel von nahem zu sehen? ;-)
Die Fahrt wurde uns im ersten Teil schon durch atemberaubende Ausblicke auf die Vulkanlandschaft versüßt.
Schneebedeckter Vulkan bei Otavalo |
Doch die sich vor einem ausbreitende Tiefebene des Amazonasbeckens verschlug einem gar den Atem.
Ab in den Dschungel! |
Der Weg führte uns nach Tena, der Hauptstadt der Provinz Napo, die mit ihren 20 000 Einwohner bis jetzt noch recht unberührt von der Erdölindustrie mitten im Grün liegt. Hier trafen wir uns zunächst mit einer Mitarbeiterin von der GIZ, der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, die in der Region unter anderem Robustakooperativen unterstützt. Hier erfuhren wir, wie es um die beiden um Tena herum ansässigen Kooperativen Rukullakta und Jatari bestellt war. Die Zusammenarbeit mit der intensiv von der GIZ geförderten Robustakooperative Rukullakta hatte sich über die Jahre als immer enttäuschender erwiesen. Trotz Unterstützung machten sich das fehlende Vertrauen in die Europäer und das Ränkespiel der Erdölkonzerne in der Gemeinschaft stark bemerkbar. Die vereinbarten Mengen an Rohkaffee wurden nicht eingehalten und wichtige Personen der Gemeinschaft ließen sich von den Erdölkonzernen kaufen. Leider wieder ein Beispiel dafür, zu welchen Entwicklungen die intensive Rohstofferschließung in diesem Land führen kann.
Erfreuliche Neuigkeiten gab es allerdings von der durch Pingo betreuten Kooperative Jatari. Obwohl diese bisher wenig Unterstützung von der GIZ erhalten hatten, zeigten sie Fortschritte im Anbau der Robustapflanzen. Hier wurde das Engargement sichtbar, das bei der anderen Gemeinschaft fehlte.
Wir machten uns also zu Jatari auf, die um die Gemeinde Ahuano und auf der angrenzenden Flussinsel Isla Anaconda Robusta anbaut.
Das klassische Einbaum-Taxi |
Obwohl es mittlerweile auch eine Straße nach Ahuano gibt, ist der einfachste Weg noch immer der Einbaum. Exotischer kann eine Kaffeereise wirklich nicht werden! Wir übernachteten im Dschungel und machten uns am nächsten Tag ins Dorf auf, wo wir versuchten, Kaffeebauern zu finden, da wir uns nicht angemeldet hatten.
Im Dorf erfuhren wir, dass der Präsident der Kooperative noch in der Stadt sei und später zurückkommen würde. Wir fanden aber eine Farmerin, die bereit war, uns ihre Felder zu zeigen. Dafür setzten wir wieder mit dem Einbaum-Taxi auf die Isla Anaconda über und sie zeigte uns den Weg zu ihrem kleinen Kaffeefeld.
Rosaria auf dem Weg zu ihrem Kaffeefeld |
Robusta |
Auch bei dieser Kooperative bauen die Mitglieder oft neben Kaffee noch allerlei andere Feldfrüchte an. Rosaria verfügte über wenige Hundert Pflanzen, wobei es hier durchaus üblich ist, dass Frauen selbständig ihre Felder bewirtschaften.
Die Pflanzen auf ihrem Feld sahen sehr gesund aus und trugen bereits viele reife Kirschen. Im Gegensatz zum Arabicakaffee haben diese Pflanzen größere Blätter und die Kirschen wachsen dicht gedrängt als Traube am Ast. Die besondere Qualität dieses Robustakaffees ist zum einen, dass wirklich nur die reifen Kirschen geerntet und verarbeitet werden. Zudem waschen die Farmer den Kaffee, wie im letzten Blogeintag beschrieben, und bereiten ihn nicht, wie sonst üblich, als Natural auf.
Durch das Gespräch mit der GIZ konnten wir Rosaria versprechen, dass bald mehr Ausrüstung für die Kaffeeverarbeitung bereit gestellt werden würde.
Zurück im Dorf trafen wir endlich auf Juan Andi, den Präsidenten der Kooperative. Auch er ist nur nebenberuflich Kaffeefarmer, wobei sein Hauptberuf Lehrer in der nächst gelegenen Stadt ist. Wir wurden zu weiteren Felder geführt und konnten einige weitere Farmer kennenlernen.
Zwei weitere Farmerinnen |
Zu guter Letzt wurde mündlich ein Kaufvertrag über den Kaffee abgeschlossen. Wir erfuhren auch, warum es im letzten Jahr nicht möglich war, die vereinbarten Mengen an Rohkaffee zu liefern: Durch einen Überfall auf das Kaffeelager der Kooperative waren größere Mengen an Kaffee verloren gegangen. An diesem Vorfall wurde deutlich, dass es dieser Gemeinschaft noch an essenziell wichtiger Ausrüstung fehlt. Die vorhandenen Lager können nicht abgeschlossen werden und auch an Verarbeitungsmöglichkeiten fehlt es. Hier wäre es auf jeden Fall möglich, mit wenigen Mitteln viel Arbeitserleichterung zu schaffen.
Unser Besuch neigte sich dem Ende zu, wobei wir durch unser überraschendes Auftauchen den traditionellen Feierlichkeiten zum Vertragsabschluss entgehen konnten. "Entgehen", fragt man sich vielleicht? Pingos Erzählungen der letzten Treffen schlossen fragwürdige Details ein, die das traditionelle Getränk, das Chicha betrafen. Dieses alkoholische Grundnahrungsmittel wird hergestellt, indem beispielsweise gekochtes Maniok gekaut wird. Anschließend wird die gekaute Masse in den Topf zurückgegeben und mit Wasser vermengt. Dann wird es einige Tage fermentiert. Es stellt dabei das wichtigste Nahrungsmittel dar und wir eben auch bei feierlichen Zeremonien gereicht. Wir hatten Glück, diesem doch etwas exotischen Getränk zu entgehen, das uns für unsere empfindlichen europäischen Seelen doch etwas zu viel Speichel zu enthalten schien!
So verließen wir das Gebiet des Rio Napos schweren Herzens, aber meinerseits mit vielen neuen Erkenntnissen, was den Robustakaffee angeht. Immer deutlicher wurde zudem, dass es sich bei den bis jetzt besuchten Kooperativen um sehr kleinbäuerliche Strukturen handelt. Umso wichtiger ist es, solchen Zusammenschlüssen mit Beratung und Weiterbildung zur Seite zu stehen und einen verlässlichen Partner darzustellen. Der hier betriebene Kaffeeanbau stellt sicherlich eine viel bessere und umweltverträglichere Alternative zu den Erdölexplorationen dar, die im gesamten Amazonastieflands ihr Unwesen treiben.
Blattschneiderameisen |
Dienstag, 2. Juli 2013
Loppo in Ecuador - Teil 1: AACRI
Seit fast einer Woche bin ich nun von meiner Reise nach Ecuador zurück und konnte bis jetzt noch keine verdeckt lauernden Tropenkrankheiten an mir entdecken. Nachdem ich den Jetlag dank des peitschenden Kieler Regens schnell überwinden konnte, versuche ich nun, euch so gut wie möglich an meinen Erlebnissen in diesem atemberaubenden Land teilhaben zu lassen.
Ziel meiner Reise war es, mit vier anderen unerschrockenen Kaffeemenschen das Land zu bereisen und verschiedene Kaffeekooperativen zu besuchen. Mit Pingo als Reiseleiter war einer dabei, der dieses Land schon des Öfteren bereist hatte und dementsprechend Erfahrungen mit Land, Leuten und Kaffee hatte. Unsere Reiseroute richtete sich demnach nach den 3 Kooperativen, von denen Quijote Kaffee aus Hamburg schon seit längerer Zeit Rohbohnen bezieht.
Die AACRI in Apuela im Valle Intag machte den Anfang. Von dort begaben wir uns ins Amazonastiefland nach Tena, um dort die Robustakooperative Jatari in Ahuano zu besuchen. Zuletzt war unser Ziel die ACRIM-Koperative, von der auch der unsrige Ecuadorkaffee stammt. Sie bauen ihren Kaffee in Zumba, im Süden Ecuadors, an.
Um das Ganze übersichtlicher zu gestalten, wird sich dieser erste Teil lediglich mit der AACRI befassen.
AACRI
Schon die Anfahrt nach Apuela gestaltete sich abenteuerlich, da uns bereits jetzt klar wurde, dass der von uns gemietete schrottreife KIA nicht für eine derartige Straßensituation gebaut wurde. Doch trotz der zahlreichen Schlaglöcher und Furten war es die Landschaft, die einen in den Bann zog. Nebelwald ist hier das Stichwort und dieser besticht in diesem Teil Ecuadors mit einer grandiosen Artenvielfalt, die uns Flachlandbewohner nur vor Neid erblassen lässt.
Doch gerade dieses weitgehend intakte Ökosystem, in das die Farmer nur behutsam eingreifen, um verschiedenste Feldfrüchte anzubauen, macht dieses Tal und damit die Kooperative so besonders.
Denn dieses abgelegene Kaffeeanbaugebiet ist seit den 90er Jahre Schauplatz eines Konfliktes, der die Region und den Zusammenhalt der Menschen nachhaltig geändert hat. In den Bergen schlummert eine der größten Mengen noch nicht abgebauten Kupfers der Welt. Dies rief internationale Konzerne auf den Plan. Jahrelang drangen Unbefugte in die geschützten Wälder ein, Schürfrechte wurden versteigert und die Rechte der Einwohner und der Umwelt damit massiv missachtet. Bis heute wehrten sich die Einwohner des Tales gegen 20 vergebene Konzessionen und waren immer wieder Übergriffen auf Land und Leben ausgesetzt. Mitte der 00er Jahre gingen die Konzerne so weit, das starke soziale Gefüge des Tals schwächen zu wollen und unternahmen Versuche, führende Minengegner zu kaufen oder sie durch Drohungen zu beeinflussen. Trauriger Höhepunkt war Ende 2006, als sich der Konzern Ascendant Copper durch den Regierungswechsel hin zum linken Präsidenten Correa zum schnellen Handeln berufen sah. Bewaffnete Paramilitärs gingen gegen die Bewohner vor, während die Polizei nicht eingriff. Es gelang den Bewohnern des Intag-Tals, die Bewaffneten zurückzudrängen und in die Dorfkirche Junis einzusperren. Nach dieser massiven Eskalation sah sich die Politik endlich genötigt, einzugreifen und am 6. Dezember 2006 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der vorsah, dass Ascendant Copper keine weiteren Bergbauaktivitäten durchführen durfte.
Meine Reise fiel in die Zeit erneuten Aufflammens der Konflikte. Staatliche Unternehmen haben begonnen, Explorationsarbeiten voranzutreiben. Wie dieser neue Vorstoß ausgehen wird, ist unsicher, da nun erstmals staatliche Firmen den Abbau vorantreiben wollen. Ein Vorgehen dagegen wird ungleich schwerer werden.
Diese Vorgeschichte ist es, die die Kaffeebauern im Intag prägt. Die Gründung der AACRI bezweckte zuallererst, eine alternative und umweltverträglichere Zukunft für das Intag-Tal aufzuzeigen: den Kaffeeanbau. Damit ist die AACRI ein direktes Ergebnis des Minenkonfliktes und vereint die Gegner der Umweltzerstörung in sich. Die AACRI stellt einen wichtigen sozialen Aspekt im Tal dar und leistet zudem Aufklärungsarbeit, wo sie nur kann. Alle 200 Farmer der Kooperative bauen biologisch an und verzichten auf Monokulturen. Der Zusammenhalt der Kooperative scheint so sehr viel stärker und idealistischer, als es bei einem reinen Verkaufszusammenschluss gewesen wäre.
Die Zentrale der Kooperative |
In den drei Tagen, die wir in Apuela verbrachten, wurden wir von den führenden Kooperationsfarmern empfangen. In den folgenden Tagen besuchten wir 13 Kaffeefarmen und besichtigten Produktionsstätten der Kooperative.
Bei den Besuchen der Farmer lag das Augenmerk besonders auf der Botanik der Pflanzen und dem Zustand der Kaffeefelder. So wurden uns Gringos beispielsweise die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kaffeevarietäten näher gebracht. Typica wächst beispielsweise eher hoch, bleibt dabei aber biegsam, was das Ernten erleichtert. Caturra ist im Gegensatz dazu eher buschig, neigt aber eher zu Krankheiten.
Hinten Typica, vorne Caturra |
Gerade die Krankheiten der Kaffeepflanzen waren leider häufig ein Thema, da besonders der Kaffeerost, bei dem es sich um einen Pilzbefall handelt, in den letzten Jahren viele Ernten vernichtet hat.
Daher beschäftigen sich die Farmer gezwungenermaßen intensiv mit den optimalen Anbaubedingungen der Pflanzen. Wie viel sollte man düngen? Wie viele Schattenbäume sind gut? Welche Mittel bekämpfen aktiv den Krankheitsbefall, sind dabei aber noch biologisch? Welche Anbauhöhen sind für welche Varietät optimal?
Die Organisation in der Kooperative hilft dabei, diese Probleme gezielt zu untersuchen und bietet den Mitgliedern Unterstützung an. Seit einiger Zeit hat die AACRI eine eigene Pflanzenschule, in der sie Setzlinge züchtet. Angeschlossen ist eine Düngemittelfabrik, die ausschließlich biologischen Dünger produziert.
In diesen Röhrchen werden die Setzlinge gezogen |
Mikroorganismen für den Dünger |
Welche Mineralien braucht die Pflanze? |
Diese eigenen kleinen Fabriken bieten nicht nur Arbeitsplätze für die Gemeinde sondern machen es auch möglich, dass die Mitglieder die Setzlinge und den Düngern zu Selbstkostenpreisen erhalten können.
Einen weiteren Einblick bekamen wir in die Ernte und Aufbereitung des Kaffees. Oft verfügten die von uns besuchten Farmer nur über wenige Hektar (meist nicht mehr als 2 ha) Anbauflächen. Das Gelände ist oft unwegsam und der Boden matschig. Besonders umgestürzte Bananenstauden waren für mich des öfteren unvermutete Rutschbahnen...
Aus diesem Grund gehörte die Machete und die Gummistiefel bei allen Farmern zur Grundausstattung. Da viele Farmen keinen direkten Zugang zu einer Straße haben, ist es hier üblich, dass Maultiere die geernteten reifen Kirschen vom Feld transportieren. Diese können bis zu 2 Säcke, also 150 kg auf ihrem Rücken tragen. Manchmal muss aber leider auch der Farmer dran glauben ;-)
Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit wird der Kaffee hier "washed" aufbereitet Das heißt, dass zunächst das Fruchtfleisch entfernt wird.
Ein Despulpadora zum Entfernen des Fruchtfleisches |
Dann werden die Bohnen in einen Bottich gegeben und es kommt zu einem Fermentierungsprozess, der einige Stunden dauert. Hierbei wird die Schleimhülle um die Bohne entfernt.
Zwei von der Schleimhülle umgebene Bohnen, im Hintergrund das Fruchtfleisch |
Ist die Fermentation schon abgeschlossen? |
Dann wird der Kaffee gewaschen und auf dem Trockenbett ausgebreitet.
waschen... |
trocknen... |
Wenn er eine ungefähre Restfeuchte von nicht mehr als 12 % hat, wird er in Säcke gepackt und zur Kooperative gebracht. Dort wird die Qualität begutachtet und zuletzt das Pergamino entfernt, welches die Rohbohne, so wie wir sie kennen, noch umschließt.
Rohbohne mit Pergamino |
Die Pergaminos werden entfernt |
Diese Aufbereitungsmethode benötigt viel Wasser, macht es aber möglich, trotz hoher Luftfeuchtigkeit guten Kaffee produzieren zu können. Sind alle Schritte korrekt erfolgt, ergibt sich ein sehr sauberer und klarer Kaffee, der allerdings weniger Süße als ein "natural" aufbereiteter Kaffee besitzt.
Da die AACRI ihren Kaffee zwischen 800 m und ca. 1800 m anbaut, ist die Erntezeit in diesem Tal sehr unterschiedlich. Aus diesem Grunde dauert die Ernte dieses Jahr wohl noch bis Mitte September. Daher müssen wir noch ein wenig Geduld haben, bis der Kaffee aus dieser Region in Deutschland ankommen wird. Wir werden auf jeden Fall versuchen, dieses Jahr einen Microlot von dieser Kooperative zu beziehen.
Lecker Kaffeekirschen! |
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